Fühlst Du Dich oft ausgelaugt, unsicher oder klein? Vielleicht sind es alte Gewohnheiten,
die Deine Selbstliebe heimlich blockieren – Zeit, sie zu erkennen und loszulassen.

Wir alle entwickeln im Laufe unserer Kindheit und Jugend bestimmte Verhaltens- und Denkmuster, die uns damals geholfen haben zu überleben, zu gefallen oder Konflikte zu vermeiden. Doch was früher notwendig war, kann uns heute im Weg stehen, wenn es darum geht, ein erfülltes Leben zu führen, gesunde Beziehungen aufzubauen und uns selbst liebevoll anzunehmen.

Hier möchte ich fünf Gewohnheiten mit Dir teilen, die Dich davon abhalten können, Dein Leben in Freiheit und innerer Balance zu gestalten. Vielleicht erkennst Du Dich in der ein oder anderen wieder und kannst dadurch beginnen, diese liebevoll loszulassen.

Vielleicht kennst Du das: Du sitzt bei einer Familienfeier am Tisch, und Deine Mutter macht beiläufig eine spitze Bemerkung über Dein Gewicht. Dein Magen zieht sich zusammen, doch Du lächelst leise, schluckst Deine Tränen herunter und wechselst schnell das Thema, anstatt zu sagen, wie sehr es Dich verletzt. Oder Deine beste Freundin ruft Dich spät am Abend an, weil sie Liebeskummer hat. Obwohl Du am nächsten Morgen ein wichtiges Meeting hast, hörst Du ihr stundenlang zu, ohne ihr zu sagen, dass Du dringend schlafen müsstest.

Wenn Du gelernt hast, dass Harmonie um jeden Preis gewahrt werden muss, hast Du Dir angewöhnt, Deine eigenen Bedürfnisse immer hintenanzustellen. Als Kind hast Du vielleicht gespürt: „Ich darf nicht wütend sein, sonst werde ich abgelehnt.“ Oder: „Ich muss brav sein und mich anpassen, dann werde ich geliebt.“

Heute zahlst Du dafür den Preis. Du spürst Dich selbst kaum noch, weil Du so sehr damit beschäftigt bist, allen zu gefallen. Du sagst „Ja“, obwohl Du „Nein“ meinst. Du schluckst Deinen Ärger herunter und spielst die Starke, auch wenn Dein Herz schwer ist. Du gibst Dir selbst die Schuld, wenn etwas schiefläuft, und tust so, als wäre alles in Ordnung, selbst wenn Deine Welt innerlich zusammenbricht.

Doch dieses Muster macht Dich müde, leer und lässt Dich vergessen, wer Du wirklich bist. Es macht Dich anfällig für Menschen, die Deine Gutmütigkeit ausnutzen. Wahre Verbindung entsteht nicht dadurch, dass Du Dich verbiegst, sondern indem Du den Mut findest, authentisch zu sein und gesunde Grenzen setzt. Erst wenn Du beginnst, Dir selbst zu gefallen, wirst Du auch Menschen anziehen, die Dich genau dafür lieben, wer Du wirklich bist.

Du hast Dir schon als Kind angewöhnt, nichts zu sagen, es einfach hinzunehmen, wenn etwas wehtut – und dieses Verhalten begleitet Dich bis heute. Du sitzt mit Deinem Partner am Frühstückstisch, und er sagt mit spöttischem Grinsen: „Na, hast Du es mal wieder nicht geschafft, pünktlich aufzustehen? Typisch, Du bist einfach zu faul.“ Du spürst, wie es in Dir sticht, doch Du schaust weg und sagst: „Ja, stimmt wohl…“, während Dein Herz schwer wird.

Oder Du erzählst Deinem Vater am Telefon stolz von einem Erfolg im Job, und er antwortet nur kühl: „Na ja, war ja auch nicht schwer bei Deinem Beruf…“ Du verstummst, fühlst Dich dumm und klein, so wie früher als Kind, wenn er Deine Träume belächelt hat. Statt Stolz bleibt nur dieses dumpfe Gefühl: „Ich bin nicht gut genug.“

Wenn Du in einer Umgebung aufgewachsen bist, in der Abwertung, Spott und verletzende Kritik an der Tagesordnung waren, stumpfst Du innerlich ab. Du merkst gar nicht mehr, dass es Beleidigungen sind, weil sie so normal für Dich geworden sind. Doch jede Aussage, die Dich kleiner macht – ob „Du bist immer so empfindlich“, „Du bist nie zuverlässig“ oder direkte Angriffe wie „Du bist dumm, faul, wertlos“ – ist eine Grenzüberschreitung. Auch Schweigen als Strafe oder ein spöttisches Lächeln, wenn Du verletzt bist, sind Formen von emotionalem Missbrauch.

Du darfst lernen, den Unterschied zu erkennen: Spricht jemand mit Dir, um Dir wirklich zu helfen, oder um Dich kleinzuhalten? Du musst nicht länger still sein, um geliebt zu werden. Beginne, Deine Gefühle auszusprechen, anstatt sie zu schlucken. Das ist kein Drama – es ist Selbstachtung und der Weg zu mehr Selbstliebe.

Kommt Dir das bekannt vor: Dein Mann räumt den Geschirrspüler „falsch“ ein – Du atmest tief durch, reißt die Klappe auf und ordnest alles neu, weil „es sonst nicht sauber wird“. Oder er will spontan Pizza bestellen, obwohl Du längst geplant hast, was es zu Essen gibt. Statt Dich entspannt zurückzulehnen, wirst Du innerlich unruhig, genervt oder ärgerlich, weil Dein Plan durcheinandergerät.

Vielleicht kontrollierst Du nicht nur ihn, sondern auch Dich selbst. Du verbietest Dir Pausen, weil „Du noch nicht genug geschafft hast“. Oder Du kannst Dich nicht fallenlassen, nicht genießen, nicht loslassen. Alles in Dir ist auf Alarm geschaltet, weil Du tief in Dir glaubst: „Wenn ich nicht alles im Griff habe, bricht alles zusammen“ oder „Wenn ich nicht perfekt funktioniere, bin ich wertlos“.

Doch diese Kontrolle ist kein Zeichen von Stärke. Sie ist ein Zeichen alter Angst. Angst, die damals entstanden ist, als Du klein warst und erlebt hast, dass die Welt unsicher ist. Vielleicht waren Deine Eltern unberechenbar. Vielleicht hast Du zu früh Verantwortung übernehmen müssen. Vielleicht hat niemand Dir gezeigt, dass Du sicher bist, auch wenn Du nicht alles kontrollierst.

Heilung beginnt dort, wo Du lernst, Dich sicher zu fühlen, ohne alles kontrollieren zu müssen. Dort, wo Du Deinem Partner erlaubst, Dinge anders zu tun. Wo Du Deinem Körper erlaubst, auch mal zu ruhen. Wo Du Dir selbst erlaubst, Fehler zu machen, ohne Dich dafür fertigzumachen. Weil Du nicht hier bist, um perfekt zu funktionieren.
Du bist hier, um zu leben, zu fühlen und zu sein.

Wenn Du schon als Kind gelernt hast, immer durchzuhalten, egal wie schwer es ist, und nicht loszulassen, selbst wenn Dir etwas nicht mehr guttut, fällt es Dir womöglich bis heute oft schwer, Dich in ähnlichen Situationen anders zu verhalten. Du sitzt abends auf der Couch, starrst ins Leere und denkst: „Ich habe schon so viele Jahre in diese Beziehung gesteckt. Ich kann doch jetzt nicht einfach alles wegwerfen…“. Oder Du hast eine Freundin, die Dich seit Jahren immer wieder kleinmacht, Deine Erfolge belächelt und Dir Schuldgefühle einredet, wenn Du nicht für sie verfügbar bist. Tief in Dir spürst Du, wie ungesund diese Verbindung ist. Doch Du denkst: „Wir sind schon so lange befreundet… Wir kennen uns seit der Schulzeit…“. Und so bleibst Du – obwohl Du Dich nach Menschen sehnst, bei denen Du Dich sicher und echt fühlst.

Doch hier ist die Wahrheit, so unbequem sie auch klingt: Kein einziger Tag Deines Lebens war umsonst. Jede Erfahrung, jede Träne, jede Enttäuschung hat Dich zu der gemacht, die Du heute bist. Du hast gelernt, Du bist gewachsen, Du hast überlebt. Aber wenn Du nur wegen Deiner vergangenen Investitionen bleibst, hältst Du Dich selbst in einem Leben gefangen, das Dich innerlich verdursten lässt.

Du darfst loslassen, was Dich nicht mehr nährt. Du darfst Deinen Weg ändern. Du darfst Dir ein Leben erschaffen, das sich jetzt richtig anfühlt – auch wenn Du dafür alles hinter Dir lassen musst, was Dir einst Sicherheit gab. Denn Dein Leben ist nicht dafür da, vergangene Investitionen zu rechtfertigen. Es ist dafür da, Dich lebendig zu fühlen.

Immer wieder schluckst Du Deine Gefühle herunter. Dein Chef kritisiert Dich vor dem ganzen Team, unfair und herablassend. Du spürst, wie Dir Tränen in die Augen steigen, doch Du blinzelst sie schnell weg, zwingst Dich zu einem Lächeln und sagst: „Alles gut, danke für Dein Feedback.“ Danach gehst Du ins Bad, schließt die Tür, atmest tief durch, während Deine Hände zittern. Weinen? Kommt nicht infrage. Du musst doch stark sein. Oder Du gehst alleine spazieren. Du fühlst Dich leer und verloren, und plötzlich spürst Du diese Traurigkeit, die schon so lange in Dir wohnt. Alte Wunden reißen auf. Doch sofort sagst Du Dir: „Reiß Dich zusammen. Anderen geht es viel schlechter. Stell Dich nicht so an.“ Also schluckst Du Deine Tränen herunter, richtest Deinen Blick nach vorne und gehst weiter. Aber in Deinem Herzen bleibt diese dumpfe Schwere, die Dich jeden Tag begleitet.

Wenn Du in einer Umgebung aufgewachsen bist, in der Gefühle wie Wut, Angst oder Traurigkeit keinen Platz hatten, hast Du gelernt, sie zu unterdrücken. Vielleicht hörtest Du Sätze wie: „Jetzt heul nicht rum“, „Sei nicht so empfindlich“ oder „Du musst stark sein“. Und so hast Du Dir angewöhnt, zu funktionieren, selbst wenn Dein Inneres schreit. Du lächelst, wenn Du eigentlich weinen möchtest. Du schweigst, wenn Du eigentlich laut werden solltest. Du hältst durch, wenn Du eigentlich zusammenbrechen müsstest.

Doch kein Gefühl verschwindet einfach, nur weil Du es ignorierst. Alles, was Du schluckst, bleibt in Dir. Es frisst an Deiner Lebendigkeit, zerrt an Deiner Lebenskraft und raubt Dir Deine Energie. Es macht Dich müde, schwer und taub.

Du darfst lernen, dass Deine Emotionen kein Drama sind. Sie sind ein Teil von Dir. Sie wollen gefühlt werden. Sie zeigen Dir, was Dir wichtig ist, was Dich verletzt, was Du brauchst. Du musst nicht länger stark sein, um geliebt zu werden. Du musst nicht länger still sein, um sicher zu sein. Beginne, Deine Gefühle auszusprechen, anstatt sie zu verschließen. Denn genau darin liegt Deine wahre Stärke: In Deiner Echtheit. In Deinem Mut, zu fühlen. In Deiner Selbstachtung.

Was wir als Kinder über uns hören, wird tief in uns verankert und beeinflusst, wie wir heute über uns denken. Wenn Du als Kind wenig Wertschätzung erfahren hast, wirst Du dazu neigen, jede Kritik für wahr zu halten und als Beweis dafür zu sehen, nicht gut genug zu sein.

Vielleicht hast Du gelernt, jede Kritik als Wahrheit zu sehen. Du gehst das erste Mal zum Yoga und die Lehrerin korrigiert Deine Haltung: „So geht das nicht, achte bitte besser auf Deinen Körper.“ Du schämst Dich und denkst: „Ich bin total unbeweglich und unfähig. Ich sollte nie wiederkommen.“ Oder Du vergisst, einer Freundin zum Geburtstag zu gratulieren, und Dein innerer Kritiker schreit: „Du bist so eine schlechte Freundin. Du enttäuschst immer alle.“ Kein Gedanke daran, wie viel Du gerade zu tragen hast oder, dass es menschlich ist, etwas zu vergessen.

Wenn Du in einer Umgebung groß geworden bist, in der Lob selten und Kritik Dein täglicher Begleiter war, hast Du tief in Dir abgespeichert: „Was andere über mich sagen, stimmt. Ich bin nicht gut genug.“ Vielleicht hat Dir niemand je gesagt, dass Du wertvoll bist, einfach weil Du bist. Stattdessen hast Du gelernt, Dich durchzubeißen, zu funktionieren, Dich anzupassen. Und so hast Du angefangen, jede Kritik sofort gegen Dich selbst zu richten, als wäre sie ein unumstößliches Urteil über Deinen Wert.

Doch das ist nicht die Wahrheit. Das ist die Stimme Deiner alten Wunden, Deiner verletzten Anteile, die nie gehört, nie gesehen, nie bestätigt wurden. Denn Kritik ist nicht immer objektiv. Oft spiegelt sie nur die Erwartungen, die Ängste, die ungeheilten Schmerzen Deines Gegenübers. Du musst nicht länger alles glauben, was man Dir sagt. Du darfst lernen, Dich selbst neu zu sehen – mit Augen voller Mitgefühl und Liebe. Denn Deine Wahrheit ist stärker als jede Stimme, die Dich kleinhalten will.

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